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2. Workshop, 05.02.2014: „Hier ist die Welt noch in Ordnung ?!?“: Soziale Kohäsion und Sicherheit im ländlichen Raum

Was hält die Gesellschaft zusammen? Wie werden Gewalt, Kriminalität und soziale Konflikte auch jenseits direkter staatlicher Intervention moderiert? Wie wirkt informelle soziale Kontrolle und welche Grundlagen müssen hierfür geschaffen werden? Dies sind zentrale Fragen sowohl der Sozialwissenschaften als auch der modernen Sozial- und Kriminalpolitik. Gerade vor dem Hintergrund von Globalisierung, Individualisierung und zunehmenden gesellschaftlichen Spaltungen, aber auch gesellschaftlicher Innovation erhalten Fragen von Vielfalt und Zusammenhalt eine besondere Bedeutung. Offen bleibt, wie auch in spätmodernen Gesellschaften Kohäsion und Differenzierung wirken. Welchen Herausforderungen müssen sich hier Akteure der Verwaltungen, der Politik, der Polizei, aber auch der Sozialen Arbeit stellen, wenn es um Fragen unterschiedlicher Normhorizonte wie gesellschaftlicher Ordnungs- und Sicherheitsvorstellungen geht?

Die Diagnose einer zunehmenden Vielfalt mit einem einhergehenden Anwachsen sozialer Problemlagen wird traditionell eher städtischen Regionen zugeschrieben, denen dann ein Zusammenhang mit sozialer Desintegration unterstellt wird, der sich häufig als ein Anstieg von Kriminalität und Gewalt ausdrücke. Die klassische Wahrnehmung von ländlichen Regionen oder Kleinstädten hingegen impliziert, „dass hier noch die Welt in Ordnung ist“. Informelle Sozialkontrollen und gesellschaftliche Integration stellten sich nahezu naturwüchsig ein. So zumindest eine weitverbreitete Deutung. Doch auch gerade ländliche Regionen geraten in der Bundesrepublik verstärkt seit den 1990er Jahren unter Druck.

Sie sind herausgefordert sozialen, ökonomischen wie demographischen Wandel erfolgreich zu bewältigen. Es gilt somit die Frage aufzugreifen, wie vor dem Hintergrund gewachsener sozialer und politischer Herausforderungen Kohäsion in ländlichen und kleinstädtischen Regionen hergestellt wird oder wann und wie sie unter Druck gerät. Wie wird hier mit einer gewachsenen Vielfalt im Sinne von unterschiedlichen Lebensentwürfen und –stilen, aber auch vor dem Hintergrund von Globalisierung und Migration „vor Ort“ umgegangen? Münden sie „zwangsläufig“ in einem Anwachsen von Konflikt- und Problemwahrnehmungen oder gar einem Anstieg der registrierten Kriminalität? Aber dieser Blick lässt sich auch umdrehen: lassen sich vielleicht im ländlichen Raum Wirkweisen und Bedingungen von Kohäsion bestimmen, die für eine Arbeit mit städtischen Problemlagen neue Sichtweisen eröffnen?

Folgende Fragen und Problemstellungen werden im Workshop genauer in den Blick genommen:

  • Wie wird Kohäsion gegenwärtig in der Politik und Wissenschaft zum Thema und welche Modelle und Lösungen werden hier diskutiert?
  • Wie werden gesellschaftliche Problemlagen aus dem Blick der Bevölkerung und professioneller Akteure vor Ort beschrieben?
  • Welche Konfliktwahrnehmungen, Problemlagen und Umgangsstrategien lassen sich hin auf ländliche und kleinstädtische Regionen rekonstruieren?
  • Welche Rolle kommt hierbei der Kriminalität zu und wie ist sie in Etablierte-Außenseiter-Beziehungen eingebunden?

Zeitplan

09:30 – 10.00 Welcome Coffee
10.00 – 10.15 Begrüßung (Nina Oelkers, Universität Vechta)
10.15 – 11.00 Stadt als Ort und Stadt als Nicht-Ort (Aldo Legnaro, Institut für Sicherheits- und Präventionsforschung, Hamburg)
11.00 – 11.45 „Hier scheint die Welt noch in Ordnung…“ – Sicherheitsbezogene Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmuster professioneller Akteure im ländlichen Raum (Yvette Völschow, Universität Vechta)
11.45 – 12.45 Pause
12.45 – 13.30 Zum Einfluss von Etablierten-Außenseiter-Konflikten im Kontext ländlicher Sicherheitsmentalitäten (Daniela Klimke/Marlene Tietz, Polizeiakademie Nienburg)
13.30 – 14.15 “Kriminalität passiert wo anders“: Ländliche Räume zwischen Kohäsion, informeller Kontrolle und ontologischer Unsicherheit (Nina Oelkers/Sascha Schierz, Universität Vechta)
14.15 – 14.30 Pause
14.40 – 15.15 Differentialität im Rahmen von Sicherheitsmentalitäten am Beispiel ausgewählter Persönlichkeitsmerkmale (Universität Vechta)
15.15 – 15.30 Schlussfolgerungen und Perspektiven